Lambach, Bayerischer Wald


Geleitet von Shihan Koen aus Belgien, Shihan Eugen und Sensei Muzi aus Deutschland fand das 15. Wintercamp des DKO statt, organisiert vom Dojo Oyama Karate Bad Kötzting. Zu siebt reisen wir vom Okawa Dojo nach Lambach tief in den Bayerischen Wald und freuen uns, altbekannte Karatekas aus Deutschland, Belgien und Polen wiederzusehen. Nachdem wir unsere Zimmer bezogen haben, wird erstmal tüchtig gegessen, denn wir müssen uns für das Begrüssungstraining draussen im Schnee stärken. Dick eingepackt stapfen wir durch den kniehohen Schnee auf den Sportplatz und treten erstmal alles so gut wie möglich flach. Die Instruktoren begrüssen uns freudig und eröffnen offiziell das Wintercamp. Es ist bereits 20 Uhr und dunkel. Unsere Kicks und Schläge werden nur durch ein warmes Fackellicht erhellt. Auch wenn im rutschigen Schnee nicht jeder Schritt perfekt sitzt, haben wir doch grossen Spass und freuen uns jetzt schon auf das, was in den nächsten Tagen noch auf uns zukommen mag.

Das Ferienhaus Kolping verpflegt uns über die Tage mit herzhaften, abwechslungsreichen Speisen, die uns für unsere diversen Trainings Kraft und Energie geben. Das ist auch nötig, denn jeden Tag wird hart trainiert. Wir profitieren von den verschiedenen Erfahrungen der Trainer und erweitern unser Karate-Know-How mit jedem Training. Während Kampftrainings in der Halle gehalten werden, begeben wir uns für Kihon,
Kata und Konditionstraining auf den Sportplatz, der jeden Tag mit frischem Neuschnee bedeckt ist. Die Katas werden blind gelaufen, wobei immer ein Karateka auf einen anderen aufpasst, damit wir nicht ineinander hineinlaufen. Dabei fällt auch keinem auf, das Pinan Ni auf halbem Weg zu Pinan San wird. 😉

Nach dem mehr oder weniger obligaten frühmorgendlichen Joggen mit Sensei Muzi findet am zweiten Tag das Memorial Training statt, wo wir traditionell den Grossen Osser besteigen. Steil geht es 5 km bergauf und während zwei Stunden stapfen wir tapfer durch den Tiefschnee. Immer wieder sinken wir bis zur Hüfte ein, doch nichts hält uns auf. Wir kämpfen uns hoch bis zum Gipfel und schreien laut ins Nebelmeer hinaus, während uns der kalte Wind den Schnee um die Ohren bläst.

Der Abstieg geht schnell. Sensei Ciril und Senpai Bigi geben vorne den Ton an und wir restlichen fünf des Okawa Dojos eilen im Schnellschritt hinterher. Lachend springen wir durch die wunderschöne Winterlandschaft und freuen uns schon auf die heisse Dusche, die uns vor dem Abendessen erwartet.

Sensei Ciril und Senpai Bigi sind schon weit voraus und wir sehen sie nicht mehr. Wahrscheinlich warten sie unten am Berg auf uns. Wir schliessen uns einer anderen Gruppe an, wo auch Shihan Koen und Shihan Eugen mitlaufen. Es ist spannend, uns mit ihnen zu unterhalten und von ihren jahrelangen Erfahrungen zu hören.

Plötzlich hält Shihan Koen an und wir sehen uns um. Der Weg kommt uns nicht mehr bekannt vor. Sind wir hier wirklich hochgewandert? Wo ist die Telefonleitung, der wir immer folgen sollten? Wir haben uns verlaufen! Da keiner von uns elf Leuten, die dabei sind, die Gegend kennt und keiner ein Signal aufs Handy bekommt, beschliessen wir, umzukehren, um den richtigen Weg wiederzufinden. Doch nach 20 Minuten erneutem Aufstieg ist noch immer nichts Bekanntes in Sicht und es dämmert. In ein paar Minuten werden wir nichts mehr sehen. Ganz im Kyokushin Sinne «one big family» bleiben wir zusammen und folgen Shihan Koen bergab durch die Bäume. Inzwischen ist es finster geworden. Zwei Handys schenken uns gerade das nötige Licht, um nicht komplett blind zwischen den Bäumen umher zu irren. Es ist totenstill im Wald und wir hören nur die Eulen von den Baumwipfeln heulen.

Nachdem wir einen Braunbären erfolgreich mit Ippon besiegten und das Wolfsrudel mit unserem Kampfgeschrei verjagten, erreichen wir endlich eine geteerte Strasse, wo bereits ein Suchtrupp auf uns wartet. Sensei Ciril freut sich ausserordentlich, seine fünf verlorenen Kohais wiederzuhaben und gemeinsam lassen wir den Abend mit Bärwurz und Wolfskuss ausklingen.

Der dritte und letzte Tag beginnt wieder mit einem knallharten Joggingtraining. Um 6:30 Uhr stehen alle stramm parat und laufen im Halbdunkeln Sensei Muzi hinterher. Nach wenigen Metern beginnen sich die Gis in Schneemännchen zu verwandeln. Nach dem Frühstück geht es auf zum Kumite, bei dem jeder gegen jeden kämpft. Nach einer guten Stunde und vielen Kämpfen dürfen wir die Schützer wieder ausziehen und Sensei Muzi ruft zum allerletzten Training auf – dem Spezialtraining im tiefen Neuschnee. Dort heisst es dann Schuhe und Gi-Oberteile ausziehen und ab in den Schnee liegen. Never give up!

«Alles ist ein Kampf», sagte Shihan Koen, «und man kämpft vor allem mit sich selbst. Der Kopf herrscht über den Körper und wenn du denkst, du kannst nicht mehr, machst du einfach weiter.»

Vielen Dank für das grossartige Camp und die tollen Erinnerungen inklusive Kyokushin Tattoos aka blauen Flecken… Wir kommen wieder!