Die ersten Kyu-Prüfungen im Okawa-Dojo

Um 19.00 Uhr ist es so weit, die erste Gurt-Prüfung des Okawa Dojos Baden findet statt. Die Dojo Mitglieder sind zahlreich erschienen. Die einen werden in den nächsten zweieinhalb Stunden ihre Prüfung ablegen, andere werden mittrainieren und die Prüflinge unterstützen und noch andere werden ihre Augen schärfen und Ohren spitzen, um die Prüflinge zu beurteilen.
Die Stimmung ist gut. Vorfreude und Nervosität liegen in der Luft. Nun gilt es für die neun Prüflinge ernst. Sie alle möchten den nächsten Schritt in ihrer Karatelaufbahn gehen und vor allem zeigen, was sie in den letzten Monaten gelernt haben.

Der erste der vier Prüfungsteile beginnt gleich nach dem Grüssen. Mit einer schriftlichen Prüfung sollen die Karatekas ihr Wissen über die Karategeschichte und ihre Kenntnisse der Techniken zeigen. Das Okawa Dojo Baden legt Wert auf die Kultur und Hintergründe des Shinkyokushins. Es ist wichtig, dass die Karatekas sich mit der Geschichte des Karates auseinandersetzen und diese dadurch beim Ausüben des Sports mittragen können.
Nicht alle haben mit einem schriftlichen Prüfungsteil gerechnet, sodass manche überraschte und nervöse Gesichter zu sehen sind. Alle Teilnehmer geben aber ihr Bestes und haben irgendwann die 15 Minuten schriftlicher Prüfungszeit überstanden.

Bevor der nächste Teil in Angriff genommen wird, wärmen sich alle gemeinsam auf. Es soll sich ja nicht noch einer bei dieser wichtigen Prüfung verletzten. Senpai Christian übernimmt diesen Part.

Aufstellen für den zweiten Part. Es folgt der technische Teil der Prüfung. Schritt für Schritt, Schlag für Schlag, Block für Block, alle Techniken vom zehnten bis zum fünften Kyu werden während einer Stunde angeschaut, gefolgt von einer weiteren halben Stunde Kata. Unter den strengen Augen von Sensei Ciril, Senpai Carla, Senpai Bigi, Senpai Sabrina und Senpai Loris schreiten die Prüflinge im Schwierigkeitsgrad immer weiter voran. Alle Prüflinge geben ihr Bestes oder noch darüber hinaus. Schnell, präzise und kraftvoll werden die Techniken ausgeführt und immer wieder füllen energiegeladene Kiais den Raum. Den Zenkutsu Dachi eine Fusslänge zu kurz, die Faust nicht ganz zu oder den Tsuki kraftlos. Es geschehen auch Fehler, doch merken die Prüflinge diese auch selbst und machen die Technik beim nächsten Mal gleich umso besser. Unser Sensei und unsere Senpais sind mit der gezeigten Leistung zufrieden – insbesondere mit dem Kyokushin Spirit, der zu spüren ist. Verschwitzt und ausser Atem bringen alle den zweiten Teil hinter sich und machen sich bereit für den Konditionstest.
20 Liegestützen, 30 Kniebeugen, 40 Rumpfbeugen sind es für die künftigen Orange- und Blaugurte, für die Gelbgurte gar 70 Rumpfbeugen. Nun wird ersichtlich, welche Prüflinge fit sind und die Aufgabe mit Bravur meistern und welche sich durch diesen Prüfungsteil regelrecht durchschreien müssen. Puh geschafft…

Kurze Pause, einen Schluck Wasser trinken und sämtliche Schützer anziehen. Auf zum letzten Teil, dem Kumite. Jetzt haben alle Prüflinge nochmals die Gelegenheit, ihr Können und Willen zu zeigen. Bis zum 7. Kyu müssen fünf Kämpfe à einer Minute durchgestanden werden. Tsuki, Mae Geri, Mawashi Jodan, es wird geschnauft, die Schläge sind dumpf zu hören. Angefeuert von den übrigen Trainingsteilnehmern, aber auch von den fünf Experten, meistern die Prüflinge einen Kampf nach dem anderen.

Und dann ist es geschafft: Die Prüfung ist vorbei.

Die Prüfungs-Experten ziehen sich zur Beratung zurück und
Senpai Christian übernimmt das Ausdehnen. Danach führt Sensei Ciril durch die Diplomübergabe. Es haben alle bestanden, ein nicht selbstverständliches
Resultat. Schon manche sind durch eine Gurtprüfung gefallen, weil die Technik oder Präzision zu wünschen übrigliessen. Doch heute konnten Sensei und Co. gute bis sehr gute Leistungen beobachten. Die Karatekas haben all ihre Kraft in die Prüfung gesteckt, sind an ihre Grenzen gekommen oder haben diese überschritten.
Die Prüflinge können stolz auf sich sein und mit dem neuen Farbgurt erhobenen Hauptes ins nächste Training gehen. Weiter so!